Kirchensplitter November - Auch schon gelogen?
Auch schon gelogen?
Gelogen, liebe Lesende, wird nicht nur in der Politik. Lügen gehört auch für uns zum Alltag. Und nicht nur, weil wir angelogen werden (wofür wir oft ein hartnäckiges Gedächtnis entwickeln). Sondern auch, weil wir selbst lügen, … oder ist es Ihnen lieber, wenn ich sage, leicht schummeln /schwindeln oder flunkern? Also so zu sagen den Weichspüler hinzufüge?
Die Nachbarin lädt zum Kaffee ein. Die Unterhaltung stellt sich als wenig interessant heraus. Ein Blick auf die Uhr: «Ui, jetzt muss ich aber wirklich los – hab noch ein Telefon mit der Tochter abgemacht.» Man braucht einfach einen «Grund», aufbrechen zu können. Eine sogenannt «weisse Lüge», weil sie ja nicht jemanden schaden will. Aber warum ist es eigentlich so ungewohnt zu sagen: «Ich möchte jetzt gehen.»?
In der Heiligen Schrift wird – und das erstaunt viele Menschen – die Lüge NICHT grundsätzlich verboten. Zwar folgt manchmal auf eine Lüge, die den eigenen Vorteil sucht, ein sehr hartes Urteil (Apg.2). Manche Lügner werden in der Bibel aber sogar gelobt, wenn sie fremdes Leben zu retten versuchen (2. Mose 1).
Das Gebot aus den 10 Geboten, das häufig mit der Lüge in Verbindung gebracht wird, bezieht sich u.a. auf gerichtliche Verfahren. «Nicht falsch Zeugnis abgeben» bedeutet so etwas wie: Du sollst keinen Meineid leisten, du sollst andere, nicht in ein schlechtes Licht rücken, nicht beschuldigen, wenn du es vielleicht gar nicht genau weisst. Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit und die ganze Wahrheit sind gefordert.
Wie handhaben Sie es? Also mit den Ausreden suchen, Vermutungen in die Welt setzen, dem Lügen? Und wie fühlt es sich für Sie an, angeschwindelt zu werden? Was bräuchte es, wahrhaftiger zu werden?
Pfarrerin Marie-Luise Blum