Danke Carsten
Am Samstag, 29. Juni 2024 durfte mit einem gemütlichen Fest unser Pfarrer Carsten Görtzen verabschiedet werden.
Hier der Text von Ruth Kocherhans über die mehr als 20 Jahre von Carsten Görtzen in der Teilkirchgemeinde Buchrain-Root.
"Vor hundert Jahren, nämlich am 6. Januar 1924 fand im Schulhaus Perlen der erste reformierte Gottesdienst statt. Daran nahmen 96 Personen teil. Das kirchliche Leben der Reformierten hing damals weitgehend von der Initiative einzelner Personen und der Entwicklung der bedeutenden Industrieunternehmen z.B. der Papierfabrik in Perlen ab. Die Reformierten waren immer auf die Toleranz der katholischen Mitbürger angewiesen. Es wurde in allen Rontalgemeinden auf lebendige Ökumene gesetzt.
Diese ökumenischen Gedanken und Lebensweisen müssen es gewesen sein, die Carsten Görtzen vor etwas mehr als 20 Jahren, nämlich am 1. August 2003 sein neues Amt antreten liess, nachdem er vorher bereits 10 Jahre in Dagmersellen Pfarrer war. Pfarrer Görtzen kam mit seiner jungen Familie ins Pfarrhaus in Buchrain zu wohnen. Seine Frau Suphaka freute sich über den Garten, der der kleinen Alexandra und dem Bébé Sophia wohl ebenfalls gefiel
Da die reformierten Gottesdienste damals in der alten katholischen Kirche in Buchrain stattfanden, war das auch der erste Wirkungsort von Carsten Görtzen.
Das blieb so, bis dann 2010 nach vielen Turbulenzen um den Standort, der Spatenstich für das heutige Begegnungszentrum in der Ronmatte vorgenommen wurde. Am 3. April 2011 wurde das Zentrum eingeweiht und ist seither Wirkungsort von Carsten Görtzen. Hier konnte er auch seine ökumenische Einstellung richtig ausleben, er konnte Gastgeber sein.
Zusammen mit der Kirchenpflege, und hier vorab mit Walter Wolfer und Elisabeth Herzog, setzte er sich für die Beschaffung einer Orgel ein, die fast zur Hälfte mit Sponsorengeldern beschafft werden konnte. Am 22. März 2012 konnte sie, restauriert durch den Orgelbauer Heinrich Pürro aus Willisau, feierlich eingeweiht werden.
Nachdem die Eröffnung des RBZ noch mit Kuhglocken erfolgte, galt es auch noch einen Kirchturm samt Glocke zu beschaffen. Das dauerte aber noch ein Weilchen. Erst am 22. September 2018, einem wunderschönen Herbsttag, war es dann so weit. Der Turm stand es gab ein Turmfest mit Glockenaufzug.
Die Glocke, eine Leihgabe der katholischen Kirche Buchrain, aus eben der Kirche in der viele Jahre die ref. Gottesdienste abgehalten wurden, verdient auch eine Erwähnung. Sie ist sicherlich der ökumenischen Zusammenarbeit mit zu verdanken.
Der ökumenische, ja der interreligiöse Dialog war und ist Carsten Görtzen ein Anliegen und ist ihm wichtig. «Wer keine Achtung vor anderen Glaubensgemeinschaften hat, kann auch nicht erwarten, dass ihm Achtung erwiesen wird,». So seine Einstellung, die er sein ganzes Pfarrleben lang praktiziert hat. Zuhören, Geduld haben, Ruhe bewahren, Gelassenheit sind ihm wichtig. Das heisst bei weitem nicht, dass er sich nicht auch einmal aufregen und sogar wütend werden kann. Als studierter Psychologe kann er aber damit umgehen, er poltert nicht und als kritischer Denker bereitet es ihm keine Mühe alles zu hinterfragen, bevor er urteilt.
Seit das RBZ eröffnet ist, ist Carsten Görtzen also auch vermehrt Gastgeber und hat das Zentrum zu einem wirklichen Begegnungsort werden lassen. Alle Generationen, generell alle Menschen sind in dieses Zentrum eingeladen zu den verschiedensten Veranstaltungen, seien es Konzerte von Klassik über Ländler und Chorale bis Jazz, seien es Vorträge über ferne Länder, Lebensansichten oder Geschichte, Literatur oder Ausstellungen. Er freut sich wenn die Anlässe möglichst viele Leute ansprechen, wenn die Vortragenden oder Ausstellenden junge, jüngste, mittelalterliche oder auch Senioren und Seniorinnen sind.
Nie ist es ihm zu viel allen seinen Gästen die Hände zu schütteln (ausser Corona kommt dazwischen) oder sich für egal welche Menschen Zeit zu nehmen, falls sie noch ein Anliegen haben.
Wesentlich hat er dazu beigetragen, dass 2004 die ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal ins Leben gerufen wurde. Dort konnten sich Menschen in Not hinwenden um angemessene Hilfe vermittelt zu bekommen.
Der Gemeinde, dem ganzen Rontal, ist es wohl sehr zu Gute gekommen, dass Carsten Görtzen nicht nur Theologie studiert hat, sondern zuvor auch als Zootechniker arbeitete und auch ein Psychologiestudium anschloss. Er war immer für alle da, ob sie nun ein Leid zu tragen hatten oder ein freudiges Ereignis sie beschäftigte.
Vielen werden die Gemeindereisen in besonderer Erinnerung bleiben. Selbst wenn es für Carsten Görtzen sprachlich etwas schwieriger wurde, etwa bei den Hugenotten in Frankreich oder bei den Waldensern im Friaul, oder bei Rasmussen in Holland. Doch stets hat er voller Begeisterung und Interesse diese Reisen mit der bunt gemischten Gesellschaft durchgeführt und begleitet.
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass unsere Sekretärin, Ursula Schuler, ihm von Anfang an als bis im Januar dieses Jahres quasi als «Gemeindeschreiberin» wertvolle Dienste leistete. Überhaupt hatte er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer ein gutes Verhältnis, was für einen reibungslosen Betrieb eben nicht unwesentlich ist. So wollen wir dem ganzen Team für diese wertvollen Dienste danken, bevor wir nun auch Carsten Görtzen für seine mehr als 20 Jahre herzlich danken wollen.
Über 20 Jahre, eine lange Zeit mit vielen Glanzpunkten aber auch einigen Turbulenzen sind keine Selbstverständlichkeit. Die Gemeinde kann es fast nicht fassen, dass diese Zeit vorbei ist. Ein Nachfolger, eine Nachfolgerin, tritt in grosse Fussstapfen. Carsten Görtzen wird noch lange in bester Erinnerung bleiben. Er hat der Gemeinde gut getan nicht, indem er nach einer virulenten Zeit Ruhe ins Gefüge gebracht hat, auch damit, dass er für alle – wirklich alle – ein offenes Ohr hatte und
die Probleme und Sorgen seiner Mitmenschen ernst nahm. Aber Carsten konnte sich auch mit allen freuen und positiv und bejahend unterstützen.
Wir alle danken ihm für diese jahrelangen Dienste und wir alle freuen uns, wenn er nun nicht unsichtbar wird, sondern sich immer wieder bei uns zeigt und weiterhin am geschehen Anteil nimmt. Könnte ja auch sein, dass wir hin und wieder um einen Zuspruch oder eine guten Rat froh wären."