Gospelmatinée

Endlich wieder Gospelmatinée

Tonaufnahme: Ist da jemand mp3 au.mp3

Nach zwei Jahren Pause konnte die inzwischen
traditionelle Gospelmatinée zwei
Wochen vor dem ersten Advent wieder
stattfinden. Vielleicht war es die pandemiebedingte
Unterbrechung, die in diesem Jahr
ein besonders hohes Besucherinteresse mit
sich brachte: Selbst auf der Empore sassen
die Gospelbegeisterten. Wieder hatten sich
etwa 25 Sängerinnen und ein Sänger (!) für
die neun Proben nach den Sommerferien
eingefunden, um unter der Leitung von
Christoph Thiel nicht nur einfache Workshop-
Gospel einzuüben, sondern auch zwei
anspruchsvollere Chorstücke. Pfarrer Dr.
Andreas Hahn zeigte sich erfreut, das
gemeinsame Projekt mit der Freien Evangelischen
Gemeinde wieder eröffnen und
kommentieren zu dürfen.
Insgesamt war das Konzert in diesem
Jahr, auch aufgrund der weltpolitischen
Umstände, etwas ernster konzipiert als
sonst. Assoziiert man mit Gospelmusik
sonst eher mitreissende und freudestrahlende
Klänge, wurde in diesem Jahr eine
eher liturgische Eröffnung gewählt: «In your
presence we wanna be: In deiner Gegenwart
möchten wir sein und deine Gemeinschaft
spüren.» Zum Programm gehörte in den
letzten Jahren auch immer klassische Popmusik,
aber mit einer wichtigen Botschaft.
Adel Tawils «Ist da jemand» startet in dunklem
Moll und ist ein Lied für alle Zweifler,
die sich fragen, ob da jemand ist, der «den
Schatten von der Seele nimmt und dich
sicher nach Hause bringt». Ein säkulares
Gebet, das am Ende erhört wird. Der fünfstimmige
Satz forderte den Musikerinnen
alles ab, aber das Experiment gelang. Eine
Zuhörerin sagte, sie hätte «Hüenerhuut
übercho». Im Zentrum der Ansprache von
Pfarrer Hahn stand aber ein ernster Gospel
im Hip-Hop-Stil, frisch aus der Feder des
amerikanischen Gospelmusikers Kirk
Franklin: «Strong God». Alle Nöte der Welt
werden hier thematisiert: Klimakatastrophe,
Rassenhass, Ungerechtigkeit. Das Lied
beginnt und endet mit dem Notruf «Mayday,
Mayday». Und seine Antwort ist: Wir brauchen
einen starken Gott. Was aber ist ein
starker Gott? Andreas Hahn bezog sich auf
die Aussage: «Martins Dream is what we
need … Wir brauchen den Traum Martin
Luther Kings.» Eine Anekdote zu dessen
Person veranschaulichte den Inhalt dieses
Traums: Einem Angreifer bot er nicht die
Stirn und vergab ihm. Einen starken Gott
haben heisst, dem schwachen Jesus nachfolgen.
Für die professionelle Begleitung des
Chores sorgten in diesem Jahr Andreas
Meili, Luzern, am Flügel und wie seit zehn
Jahren schon Marcel Willems am Schlagzeug.
Der Erlös der Veranstaltung von etwa
Fr. 1300.– ging in diesem Jahr an eines
seiner Projekte, ein indisches Waisenhaus.
Wir freuen uns auf die Gospelmatinée im
nächsten Jahr!

CHRISTOPH THIEL