Bettag: Herzwärts mit Christina Daletska

Herzwärts der eigenen Mitte und dem anderen begegnen. Mit Werken von J.S. Bach, Hugo Wolf und Myroslaw Skoryk brachte die ukrainische Sopranistin und Friedensaktivistin Christina Daletska nicht nur gesangliche Höhen und Tiefe in den ökumenischen Bettagsgottesdienst.

"Wohl euch, ihr auserwählten Seelen", sang Christina Daletska zur Eröffnung, an der Orgel begleitet von Walter Prossnitz. Dem hatten wir (mein katholischer Kollege Othmar Odermatt, Leiter des Pastoralraums Malters-Schwarzenberg, und ich) nichts hinzuzufügen: Mit diesem liturgischen Gruss aus Bachs Pfingstkantate durften sich alle Mitfeiernden - Reformierte und KatholikInnen, Menschen jeglichen weltanschaulichen Hintergrunds - willkommen fühlen in unserer Mirjamkirche. Als Vertreterin der politischen Gemeinde ergriff Gemeindepräsidentin Sybille Boos dann gleich zu Beginn das Wort und würdigte den wichtigen Weg zu sich selbst und zueinander, den die Kirchen gemeinsam mit allen Menschen guten Willens verfolgen.

Das Bitten für Land und Leute wurde in den Gemeindeliedern und im Evangelium aus der Bergpredigt explizit. "Bittet, so wird euch gegeben" (Mt 7, 7). Es folgte wieder Bach, diesmal die bekannte Alt-Arie aus der Johannespassion: "Von den Stricken meiner Sünden mich zu entbinden, wird mein Heil gebunden. Mich von allen Lasterbeulen völlig zu heilen, lässt er sich verwunden." Da fühlen sich auch die Sachzwänge und unheilvollen Verstrickungen unserer Gegenwart plötzlich so an, als könnten sie doch eigentlich relativ einfach "aufgeschnürt" und das wahre Leben "entbunden" werden!

Die Predigt, die Othmar Odermatt begonnen und dann auf die spontane Beteiligung mehrerer Anwesender ausgeweitet hat, rief persönliche "Herzenserfahrungen" in Erinnerung. Christina führte die Bitte um solche Erlebnisse in Eduard Mörikes "Gebet", vertont von Hugo Wolf, zusammen: "Herr, schicke was du willt: ein Liebes oder Leides. Ich bin vergnügt, dass beides aus deinen Händen quillt. Wollest mit Freuden und wollest mit Leiden mich nicht überschütten. Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden." Die "Melodie" von Skoryk zum Schluss blieb ganz ohne Worte und Begleitung - reiner Gesang.

 

Lesen Sie auch das Interview mit Christina Daletska zu ihrem künstlerischen und gesellschaftspolitischen Engegement: Daletska - Musik & Theater.pdf