Ökumenischer Gottesdienst und Aktion «Zäme am Tisch»
«Die Blickrichtung umkehren»
Am vergangenen Sonntag fand in Reiden in der reformierten Kirche ein ökumenischer Gottesdienst zum ersten Fastensonntag statt. Mit dem Erlös aus diesem Gottesdienst und dem anschliessenden «Zäme am Tisch» unterstützen die Kirchgemeinden wieder die jährliche Aktion der beiden kirchlichen Hilfswerke HEKS/Brot für alle und Fastenaktion. Die grosse Anzahl Besucherinnen und Besucher beim Gottesdienst und beim anschliessenden Mittagessen unterstrich, welche Bedeutung dieser Anlass als Zeichen gelebter Ökumene hat.
Mit dem Ende der Fasnachtszeit beginnt die Fastenzeit. Oder in der kirchlichen Tradition die «vorösterliche Busszeit». Während «Busse» im Alltag Strafe für zu schnelles Fahren oder Zugfahren ohne gültiges Billett bedeutet, meint «Busse» in der kirchlichen Tradition aber «Busse tun, umkehren», nachdenken, das eigene Handeln kritisch überdenken, den Standpunkt oder die Blickrichtung umkehren. Diakon Martin Brunner und Pfarrer Ulf Becker gestalteten zusammen mit der Organistin Daniela Erni zu diesem Thema einen feierlichen und kurzweiligen Gottesdienst, in dem sich humorvolle Teile mit nachdenklichen abwechselten.
Ausgehend vom Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg stellte Martin Brunner die Frage nach dem gerechten Lohn. Gebräuchliche Lohnsysteme orientieren sich traditionell an der Stückzahl, der Arbeitszeit oder an der Verantwortung, die eine Person in ihrer Position trägt. Diese Systeme sind aus der Sicht des Arbeitgebers gedacht. Das Gleichnis zeigt jedoch eine Alternative, die vom Arbeitenden ausgeht und nach unserem Verständnis auf den ersten Blick ungerecht scheint: Gerechter Lohn richtet sich nach dem, was ein Mensch für sich und seine Familie für den nächsten Tag zum (Über-) Leben braucht. Die Fastenzeit lädt ein, von diesem Standpunkt her die Blickrichtung umzukehren und unser Konsumverhalten zu hinterfragen nach dem, was wirklich lebensnotwendig ist.
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle eingeladen zum gemeinsamen «Zäme am Tisch». Das Alters- und Pflegezentrum Feldheim in Reiden stellte auch dieses Jahr wieder seine Küchencrew und die Infrastruktur zur Verfügung. Zahlreiche Helferinnen und Helfer aus beiden Kirchgemeinden servierten köstliche Lasagne mit Gemüse oder Fleisch, Salat und Brot. Oberstufenschüler leisteten ihren Sozialeinsatz und waren für die Getränke besorgt. Das «Zäme am Tisch» bot die Gelegenheit, die Blickrichtung gleich einmal umzukehren. Denn anstelle einer Preisliste standen Kässeli auf den Tischen bereit. Jeder und jede war eingeladen, den Preis für das Mittagessen in Form einer entsprechenden Spende selbst zu bestimmen.
Wer nicht dabei sein konnte oder es noch einmal geniessen möchte: Am 10. März heisst es im Feldheim von 11 bis 13 Uhr wieder «Zäme am Tisch».
Text: Ulf Becker / Bilder: Urs Hasler und Beatrix Bill