Studie: Reformierte Seelsorge ist bekannt – doch wenig genutzt
Im Auftrag der Reformierten Kirche Kanton Luzern hat gfs.bern die Wahrnehmung der Seelsorge untersucht. Sowohl für die Mitglieder der Reformierten Kirche als auch für die Wohnbevölkerung des Kantons sind Vertraulichkeit, Professionalität und Anonymität die wichtigsten Eckpfeiler der Seelsorge. Ob im Spital, der Kirchgemeinde oder im Gefängnis ist diese bekannt – doch wenig genutzt. Die Reformierte Kirche reagiert mit der Chat-Seelsorge und lädt zur digitalen Grossgruppenkonferenz ein.
Um einen Überblick zur Wahrnehmung der Seelsorge-Angebote, deren Bekanntheit und deren Nutzung im Kanton Luzern zu erhalten, hat der Synodalrat der Reformierten Kirche Kanton Luzern die Mitglieder- und Bevölkerungsumfrage in Auftrag gegeben. «Auslöser für die Befragung waren die global und lokal herausfordernden Zeiten. Wir wollen wissen, welche Themen die Menschen besonders belasten und was sie als wichtig in der Seelsorge erachten. Gleichzeitig beschäftigen uns die hohen Austrittszahlen der vergangenen Jahre, welche im Jahr 2023 den höchsten Stand erreicht haben», sagt Lilian Bachmann, Synodalratspräsidentin.
Kommunikation von spezifischen Angeboten je Zielgruppe
Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Angebote der Reformierten Kirche sowohl den Mitgliedern als auch der allgemeinen Wohnbevölkerung bekannt sind. Jedoch nutzt nur eine Minderheit der Befragten die Angebote. Wenn die Seelsorge genutzt wird, dann wird diese als sehr hilfreich beurteilt. «Durch eine Enttabuisierung dieser Hilfestellung und einer erhöhten Nachfrage könnten die Angebote verstärkt genutzt werden. Hierbei spielen eine zielgruppenorientierte Kommunikation und spezifische Seelsorge-Angebote eine entscheidende Rolle», sagt Tobias Keller, Projektleiter gfs.bern. Denn wie die Studie zeigt, sind die Sorgen je nach Altersgruppe unterschiedlich. Belastende Gedanken zum eigenen Tod und körperlichen Beschwerden nehmen mit zunehmendem Alter verhältnismässig zu. Junge Personen fühlen sich hingegen von Arbeitsstress, beruflicher Unsicherheit und psychischen Beschwerden tendenziell stärker betroffen.
Mit der Seelsorge zurück zur gesellschaftlichen Relevanz
Die gesellschaftliche Verantwortung von Institutionen, wie beispielsweise der Reformierten Kirche, spielt eine entscheidende Rolle im Zusammenhalt einer modernen Gesellschaft. «Die Erwartungshaltung gegenüber Institutionen nimmt besonders in den Bereichen der ethischen und moralischen Verpflichtung zugunsten des Allgemeinwohls zu. Die aktuell wahrgenommene gesellschaftliche Verantwortung der Reformierten Kirche Kanton Luzern weist Verbesserungspotenzial auf», so Lukas Golder, Co-Leiter gfs.bern. Gemäss Studie bietet das Seelsorge-Angebot die Möglichkeit, die wahrgenommene gesellschaftliche Verantwortung zu erhöhen. Dabei sind ein vertrauenswürdiges und professionelles Auftreten sowie eine entsprechende Aussenkommunikation entscheidend.
Veränderte Faktoren
Zudem muss der sich verändernden Gesellschaft Rechnung getragen werden. Die Mobilität der Bevölkerung nimmt zu, die Bindung zur eigenen (Kirch-)Gemeinde ab. Die Kommunikation erfolgt zunehmend digital oder multimedial. Globale Probleme haben einen höheren Stellenwert als lokale Probleme. Somit werden nicht ortsgebundene und überregionale Angebote immer wichtiger, um die Sichtbarkeit und die eigene Relevanz zu verbessern. Eine enge persönliche Beziehung zur Seelsorgerin oder zum Seelsorger sowie deren oder dessen Glauben sind weniger wichtig, wie die Studie auch aufzeigt.
Neue Kooperation für Chat-Seelsorge
Die Dargebotene Hand Zentralschweiz ist über Telefon, Mail und Chat für das Zuhören und Reden erreichbar und die Nachfrage nimmt kontinuierlich zu. Im Chat-Bereich intensivieren die beiden Organisationen deshalb die Zusammenarbeit zugunsten der seelischen Gesundheit der Luzerner Bevölkerung. Das Parlament der Reformierten Kirche hat dafür 95‘000 Franken gesprochen. Ab Herbst 2024 wird via Website reflu.ch die Chat-Funktion eingebunden.
Dialog zur Seelsorge
Am Samstag, 15. Februar 2025, plant die Reformierte Kirche Kanton Luzern die digitale Grossgruppenkonferenz zum Thema «Ist Seelsorge in Zukunft gefragt?». Alle sind eingeladen Fragen nachzugehen und mitzuwirken, wo Seelsorge ergänzend zu heute künftig gefragt ist, warum Seelsorge bekannt ist und wie die Nutzung verbessert werden kann. Die Anmeldung ist bereits jetzt möglich unter reflu.ch/dialog.
Einblick Cockpit gfs.bern
https://cockpit.gfsbern.ch/de/cockpit/reflu2023/
Medienberichte
Luzerner Zeitung «Etwas belastet besonders» vom 1. März 2024
ref.ch «Kirchliche Arbeit messbar machen» vom 1. März 2024
Kirchenbote online «Seelsorge ist bekannt – wird aber zu wenig genutzt» vom 1. März 2024